Alleinerziehend im Hartz Haus

Montag, 24. Januar 2005

Alleinerziehend im Hartz-Haus

03.01.2005
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/27/0,1872,2244571,00.html
ZDF.reporter



Alleinerziehend im Hartz-Haus

Karina Hacmann will ihren Bescheid nicht hinnehmen


In der Dokumentation "Das Hartz-Haus" berichten wir über Menschen, die von den Reformen betroffen sind. 100 Euro monatlich wird Karina Hacmann im Jahr 2005 weniger zur Verfügung haben. Einmalige Beihilfen, die die arbeitslose Mutter zuvor erhalten hat, sind gestrichen, und auch ihre Wohnung ist ganze sechs Quadratmeter zu groß. Muss Sie mit den beiden Söhnen umziehen?

Dara Hassanzadeh


Die 46-jährige Mutter Karina Hacmann ist wütend. Sie fühlt sich von der Gesellschaft im Stich gelassen: "Zwei Kinder habe ich geboren - warum bestraft man sie? Was können denn meine Söhne dafür?", fragt Karina.

Sven und Sebastian, ihre 14 und 15 Jahre alten Söhne, können nichts dafür, dass ihre Mutter keine Arbeit findet. Die beiden können auch nichts dafür, dass in Berlin ein Reformpaket mit noch nie dagewesenen Härten beschlossen wurde. Wer ist schuld?
Sven und Sebastian können auch nichts für den Hartz-Bescheid, der nun auf dem Küchentisch liegt und ihr Leben verändern wird: Ihre Wohnung ist laut Bescheid unangemessen groß, und 1250 Euro werden Familie Hacmann im Vergleich zum Vorjahr fehlen.

Aber wer kann etwas dafür? Wer ist verantwortlich für die schwierige Situation, in der sich die allein erziehende Mutter und ihre beiden Kinder befinden?

Allein gelassen mit zwei Kindern
Es sprudelt aus Karina heraus, als hätte die Frage ein verborgenes Ventil geöffnet. Der "Zeuger", wie Karina ihren Ex-Ehemann und Vater ihrer Kinder nennt, ist seit 1991 verschwunden und hat neben den zwei Söhnen der Mutter auch noch 20.000 Mark Schulden hinterlassen. Unterhalt hat er nie gezahlt, da er absolut mittellos ist. Aufenthaltsort unbekannt.

Ohne Hortplätze und ganztägige Kinderbetreuung kann eine allein erziehende Mutter nicht arbeiten, es sei denn, eine Oma wohnt um die Ecke. "Für Rüstung sind Milliarden da", schimpft Karina, "aber bei der Familienförderung spart die Regierung." Auch Arbeitgeber hätten für alles Verständnis gehabt, nur nicht für die Nöte allein erziehender Mütter, erzählt Karina.

Arbeitnehmerin oder Rabenmutter?
"Wenn meine Kinder krank sind, dann muss ich doch bei ihnen sein, sonst wäre ich doch eine Rabenmutter, ein Fall für das Jugendamt, oder nicht?" Karinas Körper bebt vor Wut, während sie erzählt. Dabei sind fast acht Jahre seit ihrer letzten Anstellung vergangen.

Der "Zeuger", die Politik und die Arbeitgeber - das Wort "ich" kommt bei ihren Schuldzuweisungen nicht vor. Doch macht das ihre Kritik falsch? Karina kümmert sich liebevoll um ihre Kinder. Sie sammelt Kräuter und trocknet sie zu Teeblättern. Brot backt sie im Ofen, Marmelade wird selbst eingekocht, nicht gekauft. Fisch gibt es nur, wenn Sebastian ihn angelt. Das wenige Geld, das Familie Hacmann zum Leben hat, hält Karina zusammen. Sie gönnt sich nur ein Laster: das Rauchen von selbst gedrehten No-Name Zigaretten.

Wieviel Geld für eine Familie?
Karina ist 46 Jahre alt, gelernte Tischlerin mit zwei Bandscheibenvorfällen und seit acht Jahren arbeitslos. Welche Chancen sie auf dem Arbeitsmarkt hat, muss nicht mehr ausgeführt werden. Doch es stellt sich eine Frage: Wieviel Geld will unsere Gesellschaft Menschen wie Karina und ihren Söhnen geben? 1155 Euro im Monat müssen laut Hartz-Bescheid genügen.

Karina will Widerspruch einlegen. Alle einmaligen Beihilfen und Sachleistungen entfallen. Rechnet man diese Beträge ein, fehlen Karina fast 100 Euro im Monat. "Ich kann aus Nix Viel machen", sagt Karina, "aber 100 Euro pro Monat einsparen geht nicht mehr!" Es muss aber. Nach dem "Wie" fragt ein Hartz-Bescheid nicht.
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