"Hartz "-Opfer erhängte sich
29.01.2005
Inland
Andreas Grünwald
»Hartz IV«-Opfer erhängte sich
Höxter: 54jähriger Familienvater beging Selbstmord. Langzeitarbeitsloser sah keinen anderen Ausweg mehr
In der nordrhein-westfälischen Kreisstadt Höxter hat sich am Dienstag ein 54jähriger Familienvater im Heizungskeller seines Hauses erhängt. Der Langzeitarbeitslose hatte einen Zettel neben sich gelegt, auf dem »Hartz IV« geschrieben stand. Das »Bündnis Dreiländereck für soziale Gerechtigkeit«, dem sich der Erwerbslose zeitweilig angeschlossen hatte, will auf der kommenden Montagsdemonstration (17.30 Uhr, Marktplatz) über den Selbstmord und seine Hintergründe informieren.
Gegenüber junge Welt bestätigte Peter Schneider, Pressesprecher der Kreispolizeidirektion Höxter, am Freitag den Fall. Allerdings habe die Polizei nicht weiter recherchiert, ob sich der Mann in einer wirtschaftlichen Notlage befunden habe. Fest stehe aber, daß er als Langzeitarbeitsloser von den neuen Gesetzen betroffen war. Der Selbstmord war am Donnerstag abend auf einem Treffen der Bürgerinitiative »Widerstand gegen Ungleichbehandlung« öffentlich bekanntgeworden. Marion Mädel, Sprecherin des »Bündnisses Dreiländereck für soziale Gerechtigkeit«, hatte darüber zuvor in einer Mailingliste informiert. Sie war von einem Freund der Familie informiert worden, der bestätigt hatte, daß das Suizidopfer in eine verzweifelte Lage gekommen war.
In Höxter leben 4 768 Erwerbslose. Dies sei mit 9,2 Prozent zwar im Bundesvergleich nicht übermäßig viel, aber für die Kleinstadt eine große Belastung, wie Achim Albrecht, Leiter des Arbeitsamtes Paderborn, gegenüber junge Welt erklärte. Fälle eklatanter sozialer Notlagen seien ihm allerdings nicht bekannt. Die Auszahlung des Arbeitslosengeldes II sei problemlos umgesetzt worden. Pfarrer Andreas Kurte von der katholischen Sankt-Nikolai-Kirche berichtete, daß er vielfach von Menschen angesprochen werde, die unter materieller Not und daraus resultierenden psychischen Problemen leiden. Immer wieder müsse er Betroffene beraten, was sie bei Schulden tun könnten. Die Kirchengemeinde habe sich deshalb entschlossen, eine regelmäßige Caritas-Konferenz einzurichten.
Quelle:
http://www.jungewelt.de/2005/01-29/011.php
Inland
Andreas Grünwald
»Hartz IV«-Opfer erhängte sich
Höxter: 54jähriger Familienvater beging Selbstmord. Langzeitarbeitsloser sah keinen anderen Ausweg mehr
In der nordrhein-westfälischen Kreisstadt Höxter hat sich am Dienstag ein 54jähriger Familienvater im Heizungskeller seines Hauses erhängt. Der Langzeitarbeitslose hatte einen Zettel neben sich gelegt, auf dem »Hartz IV« geschrieben stand. Das »Bündnis Dreiländereck für soziale Gerechtigkeit«, dem sich der Erwerbslose zeitweilig angeschlossen hatte, will auf der kommenden Montagsdemonstration (17.30 Uhr, Marktplatz) über den Selbstmord und seine Hintergründe informieren.
Gegenüber junge Welt bestätigte Peter Schneider, Pressesprecher der Kreispolizeidirektion Höxter, am Freitag den Fall. Allerdings habe die Polizei nicht weiter recherchiert, ob sich der Mann in einer wirtschaftlichen Notlage befunden habe. Fest stehe aber, daß er als Langzeitarbeitsloser von den neuen Gesetzen betroffen war. Der Selbstmord war am Donnerstag abend auf einem Treffen der Bürgerinitiative »Widerstand gegen Ungleichbehandlung« öffentlich bekanntgeworden. Marion Mädel, Sprecherin des »Bündnisses Dreiländereck für soziale Gerechtigkeit«, hatte darüber zuvor in einer Mailingliste informiert. Sie war von einem Freund der Familie informiert worden, der bestätigt hatte, daß das Suizidopfer in eine verzweifelte Lage gekommen war.
In Höxter leben 4 768 Erwerbslose. Dies sei mit 9,2 Prozent zwar im Bundesvergleich nicht übermäßig viel, aber für die Kleinstadt eine große Belastung, wie Achim Albrecht, Leiter des Arbeitsamtes Paderborn, gegenüber junge Welt erklärte. Fälle eklatanter sozialer Notlagen seien ihm allerdings nicht bekannt. Die Auszahlung des Arbeitslosengeldes II sei problemlos umgesetzt worden. Pfarrer Andreas Kurte von der katholischen Sankt-Nikolai-Kirche berichtete, daß er vielfach von Menschen angesprochen werde, die unter materieller Not und daraus resultierenden psychischen Problemen leiden. Immer wieder müsse er Betroffene beraten, was sie bei Schulden tun könnten. Die Kirchengemeinde habe sich deshalb entschlossen, eine regelmäßige Caritas-Konferenz einzurichten.
Quelle:
http://www.jungewelt.de/2005/01-29/011.php
Gobsch - 29. Jan, 15:35